
Spitex bedeutet spitalexterne Pflege und Unterstützung im Alltag, d.h. ausserhalb des Spitals oder Heims, beim Menschen zu Hause. Der Begriff wurde in den 1960er-Jahren geprägt. Ambulante Krankenpflege gab es aber schon viel früher.
In Frauenhand
Traditionell wurden kranke Personen von ihren Familien und der Nachbarschaft gepflegt. Auch Ordensschwestern und Diakonissen leisteten Hilfe und Pflege und wurden für diese Aufgabe schon früh in der Krankenpflege ausgebildet. Die Industrialisierung zog im Verlauf des 19. Jahrhunderts immer mehr Menschen in die Städte. Das hatte Einfluss auf soziale Netzwerke und schwächte traditionelle Unterstützungsstrukturen.
Gemeinnützige Hilfsvereine wurden aktiv und Freiwillige – oft aus dem kirchlich-karitativen Umfeld oder von Frauenvereinen – leisteten Pflege und Hilfe zu Hause. Es entstanden von den Gemeinden unterstützte Institutionen, die Haus- und Krankenpflegevereine. Sogenannte Gemeindeschwestern boten Unterstützung auch zuhause an. So schuf beispielsweise die Gemeinde Vals 1961 eine «Krankenschwester»-Stelle. Diese ambulante Krankenpflege war ein Teil der Armenfürsorge der Gemeinden. Mit dem Aufkommen der Spitäler verschwand diese zwischenzeitlich beinahe.
Ambulante Pflege im Aufwind
Die Pflege im eigenen Zuhause als Alternative zum Spital- oder Heimaufenthalt gewann ab den 1980er-Jahren wieder an Bedeutung. Immer mehr Menschen lebten länger, gleichzeitig nahm die Familiengrösse ab. Die Trennung von Wohn- und Arbeitsort und die bezahlte Erwerbstätigkeit von Frauen ausser Haus nahm zu. Dies sind Faktoren, die dazu führten, dass die Betreuung immer weniger durch Angehörige übernommen und an externe Pflegefachpersonen ausgelagert wurde.
Seit der Einführung des schweizerischen Krankenversicherungsgesetzes von 1994 werden die von der Spitex erbrachten Pflegeleistungen durch die Krankenkassen mitfinanziert. Damit wurde auch die Gründung des Spitex-Verbandes Schweiz (heute Spitex Schweiz) 1995 angestossen. Dieser entstand aus dem Zusammenschluss der Schweizerischen Vereinigung der Hauspflegeorganisationen (SVHO) und der Schweizerischen Vereinigung der Gemeindekrankenpflege- und Gesundheitspflegeorganisationen (SVGO).
Der Spitex Verband Graubünden wurde vor 50 Jahre gegründet: 1974 schloss sich die kantonale Hauspflege mit 31 Organisationen zu einem Verband zusammen.
Heute werden in der Schweiz fast eine halbe Million Klient:innen zuhause durch Spitex-Mitarbeitende und freischaffende Pflegefachpersonen gepflegt und betreut. In verschiedenen Regionen sind seit einigen Jahren auch spezialisierte Spitex-Organisationen tätig (etwa für Kinder oder im psychosozialen Bereich).
Im Lugnez taten sich in den 1980er-Jahren vier Frauen zusammen und gründeten den Verein «Survetg per familias e vegls, Lumnezia», zu Deutsch: «Unterstützung für Familien und Senior:innen».
Ziel war es, Menschen zu ermöglichen, so lange wie möglich zu Hause wohnen bleiben zu können. Das Engagement war gross, aber das Geld knapp. Schliesslich erhielt der Verein finanzielle Unterstützung durch die Lugnezer Gemeinden.
Auch in anderen Regionen der Surselva entstanden Unterstützungsvereine, so in der Cadi und Vals. «Survetg per familias e vegls, Lumnezia» fusionierte später mit der Spitex Foppa.
Für die Zeit, wenn die Pflege zuhause nicht mehr möglich war, gab es seit dem 19. Jahrhundert in vielen Bündner Gemeinden Bürgerheime, später Altersheime. In jüngster Zeit wurden diese zentralisiert und zu modernen Alters- und Pflegezentren ausgebaut.
Seit 1975 gibt es die Stiftung «da casa val lumnezia» mit dem Zweck, einen Beitrag zur Fürsorge von betagten und/oder pflege- und betreuungsbedürftigen Personen zu leisten. Sie betreibt heute ein Alters- und Pflegeheim in Vella.
Die Gemeinden Disentis/Mustér, Tujetsch und Medel/Lucmagn gründeten 1990 die Stiftung «Casa da tgira Sursassiala», die heutige Fundazion PUNTREIS. Diese betreibt das Pflegeheim PUNTREIS Center da sanadad. Die Geschichte des Hauses reicht zurück zur Eröffnung des Armenhauses «Casa pauperila» in Disentis 1852.
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